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Neuer Appell gegen Atomrüstung

Wiesbadener Erinnerung

 

Am 1. März 1954 zündeten die USA auf dem Bikini-Atoll im Pazifik ihre größte Wasserstoffbombe – mit einer Sprengkraft, die 1.000 Hiroshima-Bomben entsprach. Aus diesem Anlass lud der damalige Kirchenpräsident der EKHN Martin Niemöller vor 70 Jahren Naturwissenschaftler und Theologen zu einem Geheimtreffen nach Wiesbaden ein. Teilnehmer waren Otto Dibelius (Ratsvorsitzender der EKD), Chemie-Nobelpreisträger Otto Hahn, der 1938 die Kernspaltung entdeckt hatte, Physik-Nobelpreisträger Werner Heisenberg, der Physiker und Friedensforscher Carl-Friedrich von Weizsäcker sowie der Theologie-Professor Helmut Gollwitzer.

Für die Martin-Niemöller-Stiftung sei es nun an der Zeit, vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und der damit aufflammenden Diskussion einer europäischen Atombewaffnung dieses Treffen in Erinnerung zu rufen. Mit ihrer Unterzeichnung der aktuellen „Wiesbadener Erinnerung“ sind vier konkrete Forderungen verbunden:

  • Der Atomwaffensperrvertrag von 1970 müsse umgesetzt und die Verhandlungen über Rüstungskontrolle wieder aufgenommen werden;
  • Beendigung der nuklearen Teilhabe;
  • Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag (eine bereits 2019 von der EKHN in einem Synoden-Beschluss aufgestellte Forderung);
  • Einsatz Deutschlands für eine gesamteuropäische atomwaffenfreie Zone, die Russland einbindet.

Alles Leben auf der Welt zu vernichten, widerspreche fundamental dem christlichen Glauben und der christlichen Verantwortung, so Niemöller damals.

Die Unterzeichner der aktuellen „Wiesbadener Erinnerung“ sind Ulrich Gottstein (Ärzte gegen den Atomkrieg IPPNW); Michael Karg (Martin-Niemöller-Stiftung), Ernst-Ulrich von Weizsäcker (Umweltwissenschaftler und Club-of-Rom-Mitglied), Angelika Claußen (IPPNW), Volker Jung (Kirchenpräsident der EKHN) und Bettina Gies (Stadträtin der Stadt Wiesbaden). Die Medizinerin Claußen warnte neben den direkten humanitären Katastrophen auch vor den Auswirkungen eines Atomwaffeneinsatzes auf das Klima mit damit verbundenen globalen Ernteausfällen.

(Das Original-Dokument kann auf der Internetsite der Niemöllerstiftung eingesehen werden.)


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